Presse
Artikel in der Frankfurter Rundschau
19. Februar 2009
Straßenkatzen - Miezen ohne Lobby
VON OLGA HERZOG
Dass sie Schnupfen haben, merkt man den Kätzchen nicht an. Sie flitzen durch die gesamte Wohnung von
Sandra Weitzel, stecken ihre feuchten Nasen in jeden noch so verborgenen Winkel und spielen mit allem, was
nicht niet- und nagelfest ist. Für diesen aufgeweckten Zustand ist Weitzel verantwortlich: Seit mehreren Wochen
pflegt und päppelt sie den Nachwuchs zweier Straßenkatzen.
Von den Müttern zurückgestoßen hätten die insgesamt elf Kätzchen auf der Straße nicht überleben können. Ihr
Glück war es, dass Weitzel mit ihrem Verein "Strassenkatzen Frankfurt" die Kleinen aufgesammelt hat. Sobald
sie wieder ganz gesund sind, sucht der Verein für die Kätzchen, die als Paar abgegeben werden, ein neues
Zuhause.
Das erklärte Ziel des Vereins ist es, sich um verwilderte, ausgesetzte, kranke oder hilflose Katzen zu kümmern.
Die Mitglieder fangen Straßenkatzen ein, lassen sie beim Tierarzt medizinisch behandeln und kastrieren. Danach
kommen die Tiere zurück an ihre Fundorte. "So können sie ihr Revier verteidigen und verhindern, dass neue
Katzen sich dort ausbreiten", erklärt Weitzel.
Über 5000 Tiere sollen nach Schätzungen im Frankfurter Stadtgebiet leben. Die meisten hausen auf Friedhöfen
und Müllkippen, in Parks und Gartenanlagen, in Industriegebieten oder in Parkhäusern. Die Kätzchen fand der
Verein in der Nähe der Jahrhunderthalle, wo ungefähr 30 wilde Katzen täglich um ihr überleben kämpfen. Die
freilebenden Katzen können sich unkontrolliert vermehren.
Manche misshandeln Straßenkatzen gar
"Bei durchschnittlich sechs Katzenkindern pro Wurf könnte die Population von Straßenkatzen schnell ansteigen",
sagt Weitzel. Und die wilden Katzen haben nicht nur Freunde, die sie ab und an füttern, von manchen Menschen
werden sie nicht gelitten. Viele Bürger fühlen sich von ihnen gestört und vertreiben oder misshandeln die
Katzen. Außerdem leiden die Tiere wegen der fehlenden medizinischen Versorgung an Krankheiten und siechen
oft qualvoll vor sich hin, weiß Sandra Weitzel.
Hilfe für Katzen
Der Verein "Straßenkatzen Frankfurt" braucht dringend mehr Geld für seine Arbeit. Auch wer sich
ehrenamtlich für die heimat- und herrenlosen Tiere engagieren möchte, ist herzlich willkommen.
Spendenkonto: Sparda-Bank Hessen eG, BLZ 500 905 00, Kontonummer 29 50 285.
Weitere Informationen unter 069/48982218
Derzeit kann der Verein nur begrenzt gegen diese das Leben der Tiere bedrohenden Umstände ankämpfen.
Denn die finanziellen Mittel sind knapp. Der Verein kooperiert zwar mit dem Frankfurter Tierschutzverein und
dem Katzenschutzverein, finanziert sich aber ausschließlich über Mitgliederbeiträge und Spenden. Pro Jahr zahlt
jedes der zurzeit 17 Mitglieder 25 Euro. Die enormen Kosten aus den Tierarztbehandlungen können davon nicht
gedeckt werden.
Für eine Kastration berechnen Tierärzte zwischen 80 und 120 Euro je nach Geschlecht der Katze. Aufgrund von
gesetzlichen Regelungen dürfen sie die Behandlungen nicht umsonst anbieten und können nur auf den untersten
Satz runtergehen. "Medikamente wie ein Mittel gegen Katzenschnupfen für die kleinen Kätzchen können dann
auch noch mehrere Hundert Euro kosten", sagt Weitzel. Die Kleinen aus dem Gebüsch zu zerren und sie dann
bei einem Schnupfen hängen zu lassen, kommt für die Vorsitzende des Vereins aber nicht in Frage. "Sonst
kümmert sich ja niemand um sie", sagt sie.
Quelle:
http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/nachrichten/frankfurt/1678091_Miezen-ohne-Lobby.html